• Jahr: 2017
  • Entwicklerstudio: Avantgarden
  • Plattform: Nintendo Switch, PlayStation, Windows
  • Altersfreigabe USK 12
  • Geeignet für: Ab Klasse 7
  • Fachbezug: Ethik, Religion, Deutsch

Kurzzusammenfassung
Didaktischer Kommentar
Kurzzusammenfassung

Was wäre, wenn man einen geliebten Menschen vor dem Tod bewahren kann? Was, wenn man dem Schicksal ein Schnippchen schlagen kann?

Last Day of June stellt genau diese Frage. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle von Carl, der mit seiner Frau June ein romantisches Picknick an einem See genießt. Auf dem Heimweg geschieht dann das Unfassbare: June stirbt bei einem Autounfall, weil sie einem kleinen Jungen auf der Straße ausweicht, der seinen Ball holen wollte. Carl bleibt allein – nun an einen Rollstuhl gefesselt – in einer dunklen Welt zurück.

Schnell entdecken die Spielenden, dass sie in die Rolle von vier Dorfbewohner*innen schlüpfen und den Tag des Unfalls erneut durch deren Augen erleben können: Ein verspielter Junge, ein Jäger, ein alter Mann und eine Nachbarin. Dabei wird deutlich, dass die Schicksale der Dorfbewohner*innen eng mit dem Junes verwoben sind. Indem die Spielenden nacheinander in die Rolle jeder dieser Figuren schlüpfen, können sie deren Handlungen an dem verhängnisvollen Tag des Unfalls beeinflussen und versuchen, die Vergangenheit zu ändern, um Junes Tod zu verhindern. Dabei müssen sie jedoch immer beachten, dass jede ihrer Entscheidungen unterschiedliche Folgen hat und neue Ereignisse ausgelöst werden.

Didaktischer Kommentar

Last Day of June thematisiert den Tod einer geliebten Person, die damit einhergehende Trauer um den Verlust sowie die Akzeptanz des Unausweichlichen und eignet sich aufgrund dessen besonders für den Einsatz im Ethik- oder Religionsunterricht in der Mittelstufe; insbesondere für die unterrichtliche Thematisierung des Umgangs von Hinterbliebenen mit dem Tod sowie der damit verbundenen Vorherbestimmtheits- und Schuldfrage. Carls wiederholte Versuche, Junes Tod zu verhindern, sowie sein Scheitern können als Anlass dazu genutzt werden, um darüber zu diskutieren, inwiefern Leben und Tod einer Person – etwa durch eine höhere Instanz – vorherbestimmt und unbeeinflussbar sind. Zugleich können diese Versuche Carls, June zu retten, auch aufgegriffen werden, um die Frage nach Schuld und Verantwortung zu thematisieren, die gerade im Zusammenhang mit solch einem tragischen Unfall aufkommt: Ist der kleine Junge schuld an Junes Tod, da er hinter dem Ball hergerannt ist und damit den Unfall verursacht hat? Oder liegt die Schuld bei Carl oder den anderen Erwachsenen, da diese den kleinen Jungen trotz seiner Bitte sich selbst überlassen haben, anstatt mit ihm gemeinsam in einem sicheren Abstand zur Straße zu spielen? Dabei variiert die Anzahl der sowohl mittelbar als auch unmittelbar am Unfall beteiligten, je weiter die Geschichte fortschreitet, wodurch auch die Frage nach möglichen Schuldigen immer komplexer wird. Ergänzend bietet Last Day of June die Möglichkeit, mit den Spielenden darüber zu sprechen, welche Auswirkungen der Tod eines geliebten Menschen auf die Hinterbliebenen und deren Alltag haben kann. So wird Carls neuer Alltag – geprägt von der Trauer um Junes Tod – vor allem grafisch hervorgehoben: Während der letzte Sommertag im Juni in bunten und warmen Farben gemalt ist, ist Carls Welt nach dem Unfall trist und besteht nur noch aus dunklen, kalten Farben.

Doch auch für den Literaturunterricht bietet der Titel Last Day of June vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Die ungewöhnliche Figurendarstellung – so haben die Figuren weder Augen noch einen Mund, wodurch keinerlei Mimik erkennbar ist – eignet sich hervorragend, um neben der gestalterischen Metaebene die Figurengestaltung sowie deren Perspektiven zu thematisieren, da die Figuren die fehlende Mimik durch eindeutige Gesten ausgleichen. Die eindeutige Präsentation von Carls Innenleben bietet etwa die Möglichkeit, seine Handlungsmotivation zu analysieren. So kann mit den Spielenden beispielsweise darüber gesprochen werden, weshalb Carl so verzweifelt versucht, Junes Tod zu verhindern oder warum er auf welchen Ausgang der Geschichte wie reagiert.

Carls mannigfaltige Versuche, den Ausgang der Geschichte zu beeinflussen, sind zudem besonders gewinnbringend für das Verstehen und Nachvollziehen der Handlungslogik: Die Spielenden werden durch das Spiel dazu aufgefordert, verschiedene Konsequenzen der eigenen Entscheidungen auszuprobieren. So können sie sich etwa dazu entscheiden, dass der kleine Junge gemeinsam mit dem alten Mann einen Drachen steigen lässt, anstatt mit dem Ball zu spielen. Doch auch wenn so die ursprüngliche Ursache für Junes Tod beseitigt zu sein scheint, führt diese Veränderung dennoch zu einem katastrophalen Ausgang: Das Seil, mit dem sie den Drachen steigen lassen, fehlt daraufhin der Nachbarin bei ihrem Umzug und sie kann ihre Möbelstücke nicht entsprechend sichern. Mitten auf der Straße rutschen diese vom Lastwagen, genau in dem Moment, in dem sich June und Carl auf dem Heimweg befinden. Es kommt erneut zum Unfall, dessen Opfer wieder June ist. Da jede Veränderung unmittelbare Folgen hat, müssen die Szenen mehrmals gespielt werden, um am Ende für alle Figuren jene Handlungen auszuwählen, die nicht Junes Tod zur Folge haben. Dabei bietet das überraschende Ende zusätzliche Diskussionsanlässe, gerade mit Blick auf eine mögliche Sinndeutung, für den Literaturunterricht.