• Jahr: 2019
  • Entwicklerstudio: Jo-Mei Games
  • Plattform: Windows, Play Station 4, Xbox One
  • Geeignet für: Ende der Sekundarstufe I, Sekundarstufe II
  • Fachbezug: Deutsch, Psychologie

Kurzbeschreibung
Didaktischer Kommentar
Spielbesprechung im Video
Kurzbeschreibung

In Sea of Solitude (dt. Meer der Einsamkeit) übernehmen Spielende die Kontrolle über die junge Frau Kay, die, gezeichnet von Gefühlen der Angst, Hoffnungs- und Wertlosigkeit, eine scheinbar menschenleere, überflutete Stadt erkundet. Sea of Solitude arbeitet im Spielverlauf im Wesentlichen als Jump and Run bzw. Plattformer, der sich mit erzählenden Zwischensequenzen abwechselt.

In der verlassenen Stadt befinden sich neben Kay jedoch noch einige Monster, die sich ihr in den Weg stellen und sie vernichten wollen, jedoch mit ihr und ihren Sorgen verbunden zu sein scheinen. Nach und nach enthüllt sich den Spielenden so Kays Geschichte in zwölf Kapiteln, die in Form von Dialogen präsentiert werden und dabei verschiedene Formen von psychischen Erkrankungen und Depressionen thematisieren. Den Anfang macht Kays kleiner Bruder, der in der Schule gemobbt wird und seiner großen Schwester von den Qualen berichtet. Kay ist zu diesem Zeitpunkt jedoch mehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt und bemerkt das Leiden ihres Bruders beinahe zu spät. Anschließend bespricht das Spiel die Geschichte von Kays Eltern, bei der insbesondere der Vater das Gefühl der Gefangenschaft in einer Beziehung darstellt, die für ihn persönlich kaum noch Positives bereitstellt und die Zurückstellung seiner eigenen Bedürfnisse Schließlich wird der Konflikt Kays mit ihrem Freund beschrieben, der manisch-depressive Persönlichkeitszüge aufweist. In einem Moment ist er voller Liebe für Kay, stößt sie im nächsten Moment jedoch zurück, kapselt sich immer mehr ab und trennt sich schließlich von ihr, um sich selbst und Kay vor noch größeren Verletzungen zu schützen.

Im Rahmen des Spiels wird Kay mit der eigenen Vergangenheit konfrontiert und den negativen Gefühlen, die im Laufe der Zeit zu ihren eigenen inneren Monstern herangewachsen sind. Diese zu besiegen, ist wesentliches Spielziel. Begleitet wird Kay dabei immer wieder von einer leuchtenden Kugel, die sie Glowy nennt, und sie durch das innere Labyrinth begleitet.

Didaktischer Kommentar

Mit der Thematisierung von Depressionen betritt Sea of Solitude ein Feld, das von Computerspielen bisher weitestgehend gemieden wurde. In der Art und Weise, wie das Thema in Sea of Solitude bearbeitet wird, ist das Spiel einzigartig: Der Hauptfokus des Spiels liegt auf dem Innenleben der Spielcharaktere, sodass den Spielenden in erster Linie die emotionalen Abgründe, die sich Betroffenen in einer Phase der Depression auftun, enthüllt werden.

Die Umsetzung dieser Thematik erfolgt über viele Metaphern. So wechseln sich regnerische, dunkle Phasen mit sonnigen, hellen Spielsequenzen ab, und insbesondere bei den dunkel gehaltenen Phasen drohen Kay Gefahren durch die inneren Monster. Daneben ist der orangene Rucksack auffällig, den Kay auf dem Rücken trägt und in den nach und nach die als schwarzer Rauch dargestellten negativen Gefühle verschwinden. Kay selbst ist im Spiel durchgehend ebenfalls als schwarzes Monster dargestellt, wodurch sich der Rucksack noch mehr abhebt. Erst am Ende des Spiels, wenn alle Ängste konfrontiert worden sind, erhält Kay ihr normales Aussehen zurück. Sea of Solitude macht damit die wesensverändernden Auswirkungen der Krankheit Depression deutlich und macht das in der Realität nicht erkennbare Innenleben Kays sichtbar. Für seine Spielwelt wurde Sea of Solitude zu recht ausgezeichnet.

Mithilfe eines Leuchtfeuers, das die Spielenden jederzeit abschießen können, wird die Orientierung in der Spielwelt erleichtert, sodass stets klar ist, in welche Richtung Kay zu bewegen ist. Die schrittweise Enthüllung von Kays Geschichte entschädigt dabei für das nicht immer spannende Gameplay.

Ein Einsatz in der Schule bietet sich zunächst im Fach Psychologie an, wenn negative Emotionen und damit zusammenhängend Depressivität besprochen werden. Die Geschichte von Kay lässt sich als Fallbeispiel lesen, das neben der Untersuchung von Charakteristiken auch einen Zugang zur Entstehung und Überwindung depressiver Zustände liefert. Das Spiel bietet also die Möglichkeit, Depressivität besser zu verstehen und sich in diese emotionale Umgebung einzufühlen. Die Spielentwicklerin Cornelia Geppert hat vor diesem Hintergrund angegeben, dass sie häufig Zuschriften von Menschen erhält, die selbst depressiv sind oder waren und ihre Gefühlswelt in Sea of Solitude dargestellt sehen.

Darüber hinaus bietet sich das Spiel aufgrund seiner reichen metaphorischen Gestaltungsebene auch im Deutschunterricht an. Die Gestaltung Kays und der anderen Figuren als Monster, ihr Rucksack, in welchem sie das Leid anderer mit sich herum trägt, aber auch das Spiel von Licht und Schatten bieten dabei zahlreiche Potenziale, welche analysiert werden können und dabei vielfältige Deutungsspielräume eröffnen.

Spielbesprechung im Video