Paper Birds


  • Publisher: 3DAR
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
  • Plattform: Oculus Rift, Oculus Quest, Valve Index, HTC Vive
  • Geeignet für: Ab Klasse 7
  • Fachbezug: Literaturunterricht, Deutsch, Englisch, Musik

Kurzzusammenfassung
Didaktischer Kommentar
Kurzzusammenfassung

In den frühen Morgenstunden hört man, wie sich die melancholische Melodie eines Akkordeons ihren Weg durch die verlassenen Straßen einer noch schlafenden Stadt bahnt. Im letzten Schein der Straßenlaternen sitzt der Junge Toto, der seine liebste Zeit des Tages mit dem verbringt, was er am besten kann: Musik machen.

Gemeinsam mit seiner nervigen Schwester Azul lebt Toto ein gewöhnliches Leben bei seiner Großmutter. Doch als Azul nach einem Streit mit ihrem Bruder plötzlich spurlos verschwindet, beginnt dieser, sich doch Sorgen um die kleine Nervensäge zu machen. Geleitet von einem hell leuchtenden Papiervogel, begibt sich Toto auf die Suche nach ihr und findet sich schon bald in dem Haus seines geliebten Großvaters wieder. Dieser freut sich zunächst sehr über den überraschenden Besuch des Enkels, seine Stimmung schlägt aber schlagartig ins Gegenteil um, als er den kleinen Papiervogel erblickt.

Bald schon muss Toto lernen, dass sein Großvater nicht nur der liebevolle Jazzmusiker ist, zu dem er sein ganzes Leben lang aufgeschaut hat, sondern seit vielen Jahren ein dunkles Geheimnis hütet. Ein Geheimnis das Toto in die Welt der Schatten führt…

Didaktischer Kommentar

Bei Paper Birds handelt es sich nicht um ein Videospiel im klassischen Sinne: Die 30-minütige VR-Erzählung, welche hin und wieder mit kleinen interaktiven Elementen angereichert ist, strotzt gerade so von Symbolen und Metaphern, die einen Einsatz im englisch- oder deutschsprachigen Literaturunterricht ab der 7. Klasse ermöglichen. Dabei ist zu beachten, dass das Spiel ausschließlich über eine englische Sprachausgabe (mit Untertiteln) verfügt.

Den Spielenden wird auf fantasievolle Art und Weise die Geschichte eines Musikers präsentiert, der auf der verzweifelten Suche nach Inspiration für seine Kunst immer tiefer in einen dunklen Abgrund der Hoffnungslosigkeit stürzt und sich schon bald von Selbstzweifeln und Ängsten geplagt wiederfindet. Untermalt von einem ergreifenden Soundtrack und verschleiert durch die unzuverlässige Erzählperspektive eines Kindes mit einer stark ausgeprägten Imagination, können hier zahlreiche Aspekte literarischen Lernen im Literaturunterricht erarbeitet und besprochen werden: Egal ob es um das Nachvollziehen der Figurenperspektiven, den Umgang mit Fiktionalität oder auf das Einlassen einer Unabschließbarkeit im Sinnbildungsprozess geht, bietet Paper Birds zahlreiche Anknüpfungspunkte. Zentral bleibt dabei immer die Deutung von Symbolen und Metaphern, da ohne diese nur wenig Sinn aus der Geschichte gezogen werden kann. Das Schicksal von Totos Großvater erklärt sich hierbei nicht von allein, was den Austausch über das Gesehene und die Diskussion verschiedene Interpretationsansätze in der Anschlusskommunikation ermöglicht, jedoch auch zwingend erforderlich macht. Die Offenheit und Freiheit zu verschieden Deutungen, sowie die überschaubare Länge der Geschichte, ermöglichen außerdem ein mehrfaches Spielen von Paper Birds, da verschiedene Interpretationen der Spielinhalte gegebenenfalls ganz neue Perspektiven geben und die Spielenden das Gesehene auf eine andere Art und Weise sehen und erleben lassen können.

Ebenso ist eine Verknüpfung zum Musikunterricht denkbar, da die Musik inhaltlich, wie auch auf der Metaebene, eine zentrale Rolle in der Erzählung der Geschichte spielt. Sowohl die Stimmungen im Spiel als auch die Emotionen der Figuren werden zauberhaft durch die Musik des französischen Komponisten Cyrille Marchesseau zum Ausdruck gebracht und bringen die Macht, die der gezielte Einsatz von Musik bei einer Erzählung mitbringen kann, wunderbar zum Vorschein. Dabei finden neben dem Budapest Orchester auch einige Solobeiträge auf dem Cello und dem argentinischen Bandoneon ihren Einsatz und lassen die Spielenden mit allen Sinnen in eine neue Welt abtauchen. Zuletzt bietet auch eine kleine Hommage an den New Yorker Jazz Club der 50er Jahre Anknüpfungspunkte an musikhistorische Inhalte des 20. Jahrhunderts.