• Jahr: 2016
  • Entwicklerstudio: Warm Lamp Games
  • Plattform: Android, Windows, Mac, Linux
  • Geeignet für: ab Klasse 9
  • Fachbezug: Gemeinschaftskunde, Politikwissenschaft, Geschichte, Ethik

Kurzzusammenfassung
Didaktischer Kommentar
Spielbesprechung im Video
Kurzzusammenfassung

Der neue Arbeitsplatz, für den Carl sein altes Leben zurücklässt und mit seiner Familie in die Stadt zieht, ist kein gewöhnlicher. Nach außen als Hausmeister eines Appartementkomplexes tätig, überwacht er von seiner Wohnung im Keller aus alles, was die Bewohner tun. Vom Ministerium für Ordnung verpflichtet, jeden Verstoß gegen eine der zahlreichen Direktiven zu melden, verwanzt Carl die Wohnungen, installiert Kameras und blickt durch Schlüssellöcher. Diese Aufgabe erfordert von Carl permanente Aufmerksamkeit, jede Minute kann das Telefon mit der Direktleitung zum Ordnungsministerium klingeln und eine neue Direktive – von denen es viele gibt – durchgegeben oder ein Befehl erteilt werden. Doch wer sagt, dass keiner den Überwacher überwacht?

Im Spiel Beholder (dt. Betrachter) schlüpft der Spielende in die Rolle Carls. Das Spiel besteht aus der Erfüllung verschiedener kleinerer Teilaufgaben und, neben Überwachungsmaßnahmen, der Interaktion mit Bewohnern und der eigenen Familie. Die Quests reichen dabei von der Beschaffung eines Kochtopfes für die Frau oder Aspirin für die Tochter bis hin zur Zwangsräumung eines Mieters. Auch wenn es die Aufgabe des Spielers ist, die Bewohner auszuspionieren und Meldungen an die Behörden zu machen, kann er sich auch anders entscheiden und über eine illegale Handlung hinwegsehen oder zu seinem eigenen Vorteil zum Erpresser werden, sodass beispielsweise bei unliebsamen Bewohnern eines Tages plötzlich falsche Beweise auftauchen können…

Auf diese Weise hat der Spieler in der Rolle von Carl die Möglichkeit seine eigenen Entscheidungen zu treffen – und muss mit den Konsequenzen leben. Daher bietet das Spiel verschiedene Enden, abhängig vom Verhalten der Spielenden.

Didaktischer Kommentar

Das Spiel zeichnet sich – ähnlich wie Papers, Please – durch seine düstere Atmosphäre aus. Die Figuren sind, abgesehen von einigen Merkmalen, als schwarze Umrisse ohne besondere Mimik gezeichnet. Der Appartementkomplex wird im Querschnitt gezeigt, wobei diejenigen Bereiche, die derzeit nicht überwacht werden, verdunkelt sind, sodass das dortige Geschehen für den Spieler unentdeckt bleibt.

Besondere Kraft entfaltet Beholder in seiner Möglichkeit für den Spieler, Entscheidungen vor dem Hintergrund eines ungewohnten Settings zu treffen. Für den Unterricht bietet sich daher besonders an, das Spiel in Zweiergruppen spielen zu lassen. Auf diese Weise können die Schülerinnen und Schüler ihr Spielhandeln besprechen und Entscheidungen abwägen.

In den Fächern Gemeinschaftskunde, Politikwissenschaft oder auch Geschichte kann das Handeln einzelner vor dem Hintergrund eines totalitären Staates beleuchtet werden, wodurch Themen wie Überwachung und Unterdrückung greifbarer sind. Gleichzeitig gewährt Beholder einen Einblick in den Überwachungsapparat und die Menschen, die dort tätig werden. Dabei zeigt sich, dass auch die Überwacher in Angst leben. Auch ein Blick auf die zahlreichen Direktiven des Ordnungsministeriums kann lohnend sein und eine Reflexion über den Status von Gesetzen anstoßen.

Für das Fach Ethik bieten sich zudem Bezüge zum Handeln in Dilemmasituationen an, in denen eine Abwägung zwischen verschiedenen Werten verlangt wird. Beispielsweise kann durch Erpressung dringend für die eigene Familie benötigtes Geld beschafft werden. Beholder bietet also Anlässe für die Reflexion über Werte und Normen.

Spielbesprechung im Video